Gehen

Gehen

Von zu hause weggehen, fortgehen

Jetzt sind schon 4 Tage vergangen seit ich von Oberschützen aufgebrochen bin, seit meine Eltern, meine ganze Familie, mein Haus, mein Dorf am Horizont verschwunden sind. Zuerst ging es über Oberwart, wo ich Patrick Schieber, einen alten Freund, und Sieglinde Pfänder, evangelische Pfarrerin, traf.

Als Wandernder macht man sich natürlich auch Gedanken darüber, wie man bei den Damen ankommt. Der taffe Wandersmann, unabhängig und mysteriös. Als ich in meinem Regenponcho durch Oberwart trotte und dabei wohl so aussehe wie ein wanderndes Dreieck (der Regenponcho geht über den Rucksack) gehen all diese Illusionen den Bach runter. Es regnet den ganzen Tag und eigentlich hab ich schon vergessen wieso ich eigentlich fort wollte. In Großpetersdorf schlafe ich die erste Nacht in unserer Hütte am Fischteich. Zuerst fühle ich mich allein, dann leg ich einen Film ein, „Sein letztes Rennen“. Ein Zitat daraus: „Im Leben ist es wie im Marathon. Du läufst los und denkst nichts und niemand kann dich stoppen, doch dann kommen die Schmerzen und du möchtest aufgeben, aber du läufst weiter, immer weiter. Und am Ende ist dann der Sieg... ganz gewiss.“ 

 

Am nächsten morgen geht es weiter, ich spüre meinen ganzen Körper von den Kilometern des Vortages. In einem Kaffeehaus treffe ich noch Oma’s Kaffeehausrunde und tratsche kurz mit ihnen, sie wünschen mir alles Gute und es geht los in Richtung Neusiedl bei Güssing. Der Weg wird lang, Dorf für Dorf für Dorf und ich beginne über meinen Rucksack zu philosophieren:

 

Mein Rucksack

 

Mein Rucksack hat ein schweres Gemüt

Aber man fühlt sich doch etwas freier,

wie eine Schnecke mit ihrem Haus

 

Ich trage ihn überallhin

Und er trägt meine Sachen

 

Manche Rucksäcke sind sehr schwer,

jeder Mensch trägt einen

und man fragt sich, wieso der eine so leicht

der andere so schwer ist

bis man ihn öffnet und all die hilfreichen Dinge darin sieht

 

Ich werde meinen Rucksack den Leuten denen ich begegne,

als meinen Herrn Kollegen vorstellen, das wird ihnen gefallen.

 

Mein Rucksack ist schwer, 

aber sein Gewicht drückt meine Füße fester auf den Boden

ich heb nicht ab

sondern hinterlasse tiefe Spuren auf den Wegen

 

Am Abend erreiche ich Neusiedl bei Güssing, wo ich einem Schäfer helfen werde, dazu später mehr. 

Heute bin ich in Königsdorf, noch bis Montag.

Alles Liebe und fröhliche Grüße an alle

Florian

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Gottfried (Sonntag, 17 September 2017 12:49)

    Hallo Flo,
    allerhand, was du während deiner ersten Tage der Wanderschaft schon alles erleben durftest.
    Übrigens habe ich gestern Abend mit Marianne gesprochen, die mir erzählte, dass du auf dem Hof einer Freundin arbeitetest. So ein Zufall ...
    Ach ja, nach dem Regn scheint wieder die Sonne.

    Liebe Grüße