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Landschaften

 

Landschaften

 

Auf unserer Reise begegnen uns viele Landschaften. Gerne denke ich an die Hügel, die sich in die weiten Fernen grünlich schwangen. Die dunkelgrünen oder bunten Wälder, die Geborgenheit und Tiefe schenken. Die Bergtäler an deren Ränder sich manchmal klüftige Felswände emporheben, hinauf in das grün eines Waldes, dann das hellgrün einer Alm und das massive grau eines Felsplateaus. Die Bäche und Flüsse an deren Ufern gerne Wege entlangführen, dem Lauf folgend oder ihm entgegen. Die Felder, die je nach Jahreszeit ein anderes Kleid tragen. Die Dörfer und Städte, durch die wir ziehen, die schon seit langer Zeit Teil der großen Landschaft dieser Welt geworden sind. Eingebettet in die sie umgebende Landschaft weisen sie gleichzeitig auf ihr Eingebundesein in die Weite der Welt hin sowie auf die Beschränktheit auf ein kleines Gebiet, in dem sich der Großteil des Lebens vollzieht, Tiefe. 

Der Wanderer nimmt die Landschaften um sich wahr und sie verändern ihn. Mancher Blick lässt innehalten, manches berauscht so, dass alle Müdigkeit vergessen scheint. 

Die Landschaften bewegen uns, weil sie etwas in uns berühren. Es scheint die Welt durch ihre Landschaften Antwort auf unsere Fragen zu geben. Diese Antworten sind nicht konkret, sie sind nicht die, die wir erwarten würden. Es sind zarte und doch kraftvolle Botschaften. 

So ermutigen uns die Landschaften, die wir um uns erblicken und die wir im Gehen unter unseren Füßen spüren, auch unsere inneren Landschaften zu durchwandern. Die kantigen Felsentreppen eine Anhöhe hinauf ermutigen mich, mit Kraft den Dingen zu begegnen, mich zu fokussieren. Der kleine Teich am Wegesrand lädt mich ein innerlich in eine Fülle von Frische und Leben zu springen. Der rauschende Fluss neben mir begleitet meine Schritte, fließt in dieselbe Richtung und zeigt mir, dass ich nicht alles aus eigener Kraft machen muss, dass ich auch treiben darf, dass es da einen Strom in mir gibt, dem ich vertrauen kann. Der vom Blitz getroffene umgefallene Baum neben dem Weg kann mich mit meiner Angst vorm Fallen konfrontieren.

Es gibt aber keine Botschaft, die festgelegt wäre. Sie ist immer das, was sie für jeden halt ist. Mal scheint es ganz klar vor uns, mal ist es verschwommen, mal unbewusst, mal ein Gefühl, mal eine Geschichte, mal eine Erinnerung die kommt, mal einfach ein Hinschauen und Weitergehen. Eine Anblick, der mich sehr berührt, lässt meinen Mitwanderer vielleicht kalt, anderes, das ihn berührt, kann ich vielleicht nicht begreifen. 

 

Es ist ein Spiel zwischen unserem Selbst und den uns umgebenden Dingen, dem man sich als Wanderer vertrauensvoll hingeben darf. Es leitet uns ja doch. 

So ist es manchmal hilfreich, darüber nachzuspüren. Kunst hilft uns dabei. Die Landschaft zu malen, Gedanken aufzuschreiben, zu Singen, vielleicht zu tanzen. Wie dem Wanderer Goldmund aus dem Roman "Narziß und Goldmund" von Hermann Hesse, der sich, voll von Eindrücken, Landschaften, Begegnungen und dazu durchlebten Gefühlen, daran macht eine Figur aus Holz zu schnitzen und all das Erlebte hineinlegt. 

Durch das Aufschreiben meiner Erlebnisse in einem Blog wurde mir manches klarer, was die Landschaft mir zeigen konnte. 

Auch nicht jede Botschaft will gleich verstanden sein, sie will nur wahrgenommen werden, wir können mit ihr gehen und sie wieder ziehen lassen, sie durchleben und durchwandern, wie die uns umgebende Landschaft. 

Für mich war und ist es immer wieder ein Anlass zu Staunen, wenn ich mir vorstelle, wie diese Landschaft, die mich jetzt umgibt, Teil einer noch größeren Landschaft ist. Dass sich hinter der Hügelkette am Horizont weitere Berge erheben oder weite Ebenen erstrecken werden, Flüsse, Seen, Dörfer und Städte, ja Meere. Zu denken, dass diese Landschaft, die ich jetzt sehe, ein Teil der großen vielfältigen Landschaft dieser Welt ist, lässt in mir den Geist des Reisenden aufkommen, auch wenn ich gar nicht unterwegs bin. 

 

Bilder von Landschaften können uns auch helfen auszudrücken, was in uns ist. Wandere ich in meinen Tagen gerade durch ein enges Tal, ist es eine Almwiese, sitze ich am rauschenden Bach, steige ich einen steilen Hügel hinauf? Sehe ich weit oder ist mir die Sicht bald verstellt? Ist die Landschaft um mich einladend für einen genüsslichen Spaziergang darin? Will ich möglichst schnell durch sie hindurch?  So vielfältig wie unsere innere Landschaft sind auch die Landschaften der Welt. Zu wagen, diese verschiedenen Landschaften zu durchwandern und den Blick und das Gespür immer wieder zu heben kann uns einen lebendigen Weg zeigen.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    M. Anna (Dienstag, 24 März 2020 07:14)

    Danke ...! �
    DIE NATUR GIBT DER SEELE VIELE ANTWORTEN